Ein riesiger Eisblock am Rand der Welt, zwischen politischen Begehrlichkeiten und Naturmystik – Grönland fasziniert. Seit die USA laut über den „Kauf“ der Insel nachdachten, ist sie wieder stärker ins globale Bewusstsein gerückt. Doch jenseits der Schlagzeilen wollten wir wissen, wie sich Grönland wirklich anfühlt – und haben dafür mit Sofie Antonsson von Visit Greenland gesprochen. Im exklusiven Interview erzählt sie, was Reisende erwartet, warum Vorbereitung alles ist und wieso man Grönland nicht verstehen, sondern erleben muss. Wer die größte Insel der Welt besucht, merkt schnell: Hier tickt alles anders. Zwischen schwebenden Eisbergen, leuchtenden Fjorden und stillen Orten zeigt sich ein Land, das nicht erobert, sondern verstanden werden will.

Grönland ist kein Ziel, das man einfach „abhakt“. Es ist eine Erfahrung. Eine, die sich nur schwer in Worte fassen lässt – oder, wie Sofie Antonsson von Visit Greenland sagt: „Grönland ist kein Land, das man durch Lesen verstehen kann. Es muss erlebt werden.“ Und genau das macht den Reiz aus. Die Landschaft wirkt fast außerirdisch – rau, still und von einer Schönheit, die nicht aufdringlich ist. Wer hierhin reist, sucht keine Sehenswürdigkeiten, sondern Begegnungen: mit Menschen, mit Elementen, mit sich selbst.

Die Einheimischen prägen das Erlebnis stärker als jede Eisscholle. Ihre Offenheit und Gelassenheit wirken ansteckend. Sofie beschreibt sie als „außergewöhnlich herzlich und gastfreundlich“. Und tatsächlich: Wer im kleinen Café in Nuuk einen Kaffee trinkt oder in Ilulissat an Bord eines Fischerboots steigt, spürt, dass hier Zeit anders vergeht. Vielleicht liegt es an den endlosen Tagen im Sommer – oder den Wochen völliger Dunkelheit im Winter. Grönland lebt in Rhythmen, die nichts mit dem Rest der Welt zu tun haben.

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Ein Ort, an dem es keine falsche Reisezeit gibt

Wenn Sofie von den Jahreszeiten spricht, klingt sie fast poetisch: „Jede Zeit des Jahres ist auf ihre Weise fantastisch – es hängt nur davon ab, welche Art von Reise man sucht.“ Im Sommer lassen sich bunte Küstenstädte, Wale und Mitternachtssonne erleben; im Winter tanzen Polarlichter über der Stille. Wer den Herbst wählt, erlebt ein Farbenspiel, das fast surreal wirkt. Die Natur ist kein Hintergrund – sie ist Hauptfigur.

Besonders praktisch: Die Anreise ist einfacher, als viele denken. Mehrmals pro Woche fliegen Airlines wie Air Greenland oder Icelandair von Kopenhagen nach Nuuk, Ilulissat oder Narsarsuaq. Zwischen den Orten bewegt man sich meist per Inlandsflug, manchmal auch mit der Fähre entlang der Westküste – eine gemächliche, aber spektakuläre Art, das Land zu erleben. Wer zwischen West- und Ostküste wechseln will, tut das in der Luft – Straßen gibt es keine. Und genau das macht Grönland so einzigartig: Hier endet der Asphalt, bevor die Reise beginnt.

Von Fjorden, Eisbergen und Stille

Reiseempfehlungen? Schwierig – denn in Grönland hat jeder Ort seine eigene Magie. „Wenn du in Nuuk bist, ist eine Bootstour in den Fjord ein Muss“, sagt Sofie, und man hört fast, wie sie dabei lächelt. Wer wandern will, sollte den Süden ansteuern. Und wer den Traum von riesigen Eisbergen im Kopf hat, landet früher oder später in Ilulissat. Doch egal, wohin du gehst: Die Dimensionen verschieben sich. Das Meer ist keine Grenze, sondern Straße. Der Himmel kein Dach, sondern Bühne.

Was viele überrascht: Die grönländische Kultur ist lebendig, modern – und doch tief verwurzelt. Sofie beschreibt sie als „eine Mischung aus Inuit-Tradition und modernen Einflüssen, geprägt von Stolz, Gemeinschaft und Naturverbundenheit“. Musik, Geschichten, Kunsthandwerk – alles erzählt von einem Volk, das gelernt hat, im Einklang mit einer harschen Umgebung zu leben, ohne sie zu romantisieren. Wer genau hinhört, erkennt: Hinter der Stille liegt eine erstaunliche Stärke.

Verantwortung und Vorbereitung

Grönland ist kein Ort für Spontanreisende. „Man sollte vorbereitet sein – Unterkünfte und Aktivitäten früh buchen, besonders in der Hochsaison“, rät Sofie. Und das hat weniger mit Tourismusdruck zu tun als mit Realität: Die Orte sind klein, das Wetter unberechenbar, die Logistik komplex. Wer hier reist, sollte Puffer einplanen – und Demut. Denn das Wetter entscheidet. Immer.

Verantwortung spielt eine große Rolle. „Respektiere Menschen, Kultur und Natur“, sagt Sofie schlicht. Nachhaltigkeit ist in Grönland keine Floskel, sondern Alltag. Müllentsorgung, Energieverbrauch, Verhalten in der Wildnis – vieles ist strenger reguliert als anderswo. Wer mit offenen Augen reist, versteht: Das fragile Gleichgewicht dieser Welt verlangt Rücksicht, keine Selbstdarstellung.

Fazit: Die Stille, die bleibt

Grönland ist mehr als eine Reise. Es ist eine Begegnung mit einem Ort, der sich entzieht, wenn man ihn zu sehr erklären will. Die Antworten von Sofie Antonsson zeigen: Grönland ist kein Reiseziel für Konsum, sondern für Bewusstsein. Es fordert Respekt, Vorbereitung, Hingabe – und schenkt dafür das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein.

Und ja, ein Grönland-Urlaub lohnt sich. Nicht, weil er spektakulär ist, sondern weil er verändert. Wer hier war, reist anders weiter – leiser vielleicht, aber mit offenen Augen für das, was auf der Welt wirklich zählt.

Mehr Infos über Grönland findest du auf visitgreenland.com:

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