Köln hat es offiziell: Laut dem neuen World’s Loneliest Cities Index ist die Domstadt weltweit der Ort, an dem Menschen am wenigsten einsam sind. Die Studie des Berliner Unternehmens Nova Tech untersuchte 25 Metropolen nach neun Faktoren – darunter Gesundheitsversorgung und kulturelle Traditionen – und kam zu dem Ergebnis, dass Köln die Stadt ist, in der Menschen weltweit am wenigsten unter Einsamkeit leiden. Drei weitere deutsche Städte schafften es ebenfalls in die Top Ten. Meine eigenen Jahre in Köln haben mir gezeigt, dass diese Stadt tatsächlich eine ganz besondere Offenheit ausstrahlt – auch wenn ich mich in Hamburg letztlich heimischer gefühlt habe. Wie aussagekräftig ist also ein solcher Report?

Kölns Platz eins ist kein Zufall. Schon frühere Studien hatten gezeigt, dass die Stadt am Rhein ein starkes soziales Gefüge besitzt. Karneval, kölsche Mentalität und ein unverwechselbarer Lokalpatriotismus prägen das Bild. Während Einsamkeit laut Weltgesundheitsorganisation als ernstes gesellschaftliches Problem gilt – jede sechste Person weltweit ist betroffen und das Risiko für Krankheiten steigt deutlich –, zeigt Köln eine andere Seite: Hier entstehen Begegnungen schnell, egal ob im Brauhaus, auf der Straße oder beim Mitsingen kölscher Lieder.

Für die Rangliste des World’s Loneliest Cities Index nahm Nova Tech neben Köln auch Metropolen wie London, Paris und Tokio unter die Lupe. Von den deutschen Städten landeten Berlin, Hamburg und München ebenfalls in den Top Ten. Während Berlin Platz sieben erreichte, kam Hamburg knapp dahinter auf Rang acht, München belegte Platz zehn. Am Ende des Rankings steht ausgerechnet New York, die Stadt, die eigentlich als Inbegriff von Energie und urbanem Leben gilt.

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Warum Köln so besonders wirkt

Ein Blick in die Geschichte und Kultur macht deutlich, warum Köln so weit vorne liegt. Trotz der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg entwickelte sich ein starkes Wir-Gefühl, das bis heute in Alltag und Festkultur verankert ist. Musik spielt dabei eine große Rolle: Kölsche Bands wie die Höhner schufen Hymnen, die zur Identität der Stadt gehören und in Kneipen wie auch auf großen Bühnen für ein Gemeinschaftsgefühl sorgen. Der bekannte Musiker Henning Krautmacher beschreibt die Mentalität gegenüber der Zeitung WELT so: „Du musst nicht hier geboren sein, um in den Arm genommen zu werden.“

Auch die Politik nimmt das Thema Einsamkeit ernst. Nordrhein-Westfalen hat etwa ein Modell mit fünf Säulen vorgestellt, um mehr Begegnungsräume zu schaffen. Gleichzeitig entstehen Konzepte wie Plauderbänke, die bewusst zum Gespräch einladen sollen. Solche Ansätze zeigen, dass Geselligkeit nicht nur Tradition ist, sondern auch aktiv gefördert wird.

Köln als Vorbild gegen Einsamkeit

Der World’s Loneliest Cities Index macht deutlich: Während Einsamkeit weltweit zunimmt, zeigt Köln ein anderes Gesicht. Die Mischung aus Offenheit, Tradition und einem besonderen Lebensgefühl hebt die Stadt von anderen Metropolen ab. Dass gleich mehrere deutsche Städte im Ranking weit oben stehen, unterstreicht, dass hierzulande soziale Nähe einen hohen Stellenwert hat – ganz im Gegensatz zum üblichen Narrativ unter Expats und digitalen Nomad:innen, die zum ersten Mal Deutschland besuchen. Für Reisende bedeutet das: Wer auf Begegnungen, Gastfreundschaft und gemeinsames Erleben setzt, ist in Köln genau richtig aufgehoben – auch wenn das Stadtbild nicht immer glänzt. Denn wie es im kölschen Lied heißt: „Hey Kölle, du bes e Jeföhl.

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