Empanadas, Steaks, Malbec-Wein und das Paris Südamerikas – dafür steht Argentinien auf den ersten Blick. Doch nachdem ich gut zwei Monate in Buenos Aires gelebt habe, wurde mir deutlich, dass die argentinische Hauptstadt viel mehr als das ist. Hier findest du Kontraste, die du selten woanders in Lateinamerika erlebst: Arm und Reich, Prachtbauten und Slums, Patriotismus und Protest – all das in Kombination mit einer einzigartigen Leidenschaft, Optimismus und Gastfreundschaft, die ich bisher in wenigen Ländern so beobachtet habe. Komm mit auf eine aufregende Reise durch die zweitgrößte Stadt Südamerikas.
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Karte
Absolute Lieblinge
Hier findest du Empfehlungen für Buenos Aires, die nicht in jedem Reiseführer stehen. Viel mehr geht es darum, ein Gefühl dafür zu bekommen, was dich in der Hauptstadt von Argentinien erwartet. Sei gespannt!
Der erste Eindruck
Als ich das erste Mal den Flughafen von Buenos Aires mit dem Uber verlassen hatte und die Straßen zu meinem Apartment entlangfuhr, wusste ich: Diese Stadt wird einige Überraschungen für mich bereithalten. Einerseits die imposanten, prächtigen Gebäude, die an Paris erinnern, andererseits die enorme Armut und die abgerockten Gebäude. Es sind die Kontraste, die die argentinische Hauptstadt so liebenswürdig machen. Hier erlebst du urige Parrillas (argentinische Steakhäuser) neben hippen Cafés, idyllische Parks neben quirligem Straßenleben – und manche von ihnen haben mehr als 15 Spuren. Buenos Aires ist überwältigend, aber nicht überfordernd – wenn du unseren Tipps (und deiner Nase) folgst.
Kaffee & Laptop
Der Stadtteil mit der größten Café-Dichte ist ohne Frage Palermo, mit seinen Sub-Stadtteilen Soho und Hollywood, dicht gefolgt von Recoleta. Hier musst du nur wenige Schritte entlang der größtenteils idyllischen, teilweise Pflastersteinstraßen laufen und triffst auf das ein oder andere Café. Eines meiner absoluten Lieblinge ist das Von Berry House. Obwohl es so beliebt ist, habe ich immer einen Platz zum Arbeiten gefunden – sehr entspannte Atmosphäre und freundlicher Service. Sehr cool und entspannt ist auch die Hacienda Coffee Company und das Casa Dingo, ein australisches Café in Soho mit leckeren Speisen und Drinks. Die Café-Auswahl in Buenos Aires ist schlicht überwältigend und natürlich gibt es auch an jeder Ecke einen Starbucks – doch wozu, bei der Auswahl an Alternativen?
Essen & Trinken
Buenos Aires ist im Prinzip ein einziger Food Court, vor allem hat mich die riesige Auswahl an lokalen Fast Food- und Gastro-Ketten, etwa Havanna, Mostaza oder El Club de la Milanesa beeindruckt. Bei letzterem ist der Name Programm: eine beliebte Fast-Food-Kette, die sich auf Milanesa, also Mailänder Schnitzel, konzentriert – neben Steaks und Empanadas das Lieblingsgericht der Argentinier:innen. Grundsätzlich solltest du dich auf jede Menge Fleisch auf den Speisekarten einstellen, doch wie so oft in einer Großstadt findest du auch viele vegetarische und vegane Restaurants. Einer meiner Lieblingsjapaner – im übrigen auch sehr beliebt bei Locals – ist die Fukuro Noodle Bar, wo du authentisches Ramen bekommst. Für ein leckeres Asado (also gegrilltes) Fleisch empfehle ich dir nahezu jedes Parrilla-Restaurant. Denn eins steht fest: Argentinier:innen wissen, wie man Fleisch grillt – und Pizza macht. Allerdings darf man keine italienische Pizza erwarten. Hier ist sie doppelt- und dreifach belegt, mit extrem viel Käse. Die beliebteste und größte Pizzeria ist die Pizzeria Güerrín, wo schon Stars und Sternchen einkehrten.
Übernachten
Bei meinem zweimonatigen Aufenthalt habe ich mich für zwei Airbnbs entschieden. Den ersten Stopp machte ich in Palermo Chico, eine gehobene Nachbarschaft zwischen vielen Museen und Parks. Danach zog ich nach Chacarita, südlich von Palermo Hollywood um, da ich weg von den vielen Hochhäusern und mich in einem beschaulicheren Viertel aufhalten wollte – am Ende entschied ich mich gar für ein Tiny House. Natürlich findest du in Buenos Aires auch viele Hotel- und Hostel-Optionen. Ein paar Tipps findest du in der Karte oben.
Buenos Aires Geheimtipps
5 untouristische Dinge, die du in Buenos Aires erleben kannst
Gelegentlich Wege abseits der ausgetretenen Pfade zu gehen, eröffnen dir neue Perspektiven, die nicht viele haben. Lerne dein Reiseziel mit anderen Augen kennen – jenseits der klassischen Reiseführer. Hier sind 5 Tipps, um die andere Seite von Buenos Aires kennenzulernen:
#1 Mirador del Obelisco
Der Obelisk auf der riesigen Kreuzung der Avenida Corrientes und der 16-spurigen Avenida 9 de Julio gehört sicher zu den markantesten und größten Wahrzeichen in Buenos Aires. Alles andere als ein Geheimtipp, denkst du jetzt vielleicht. Etwas abseits befindet sich aber eine nicht gerade kleine Treppe, die jedoch inmitten der Häuserschluchten fast unbemerkt bleibt. Von dort hast du einen sensationellen Blick auf eine der größten Kreuzungen der Welt und natürlich den Obelisken. Hier ist der genaue Standort in Google Maps.
#2 Centro Cultural Kirchner
Tauche ein in die Welt der Kultur im Centro Cultural Kirchner, einem der größten Kulturzentren Lateinamerikas. Früher eine Postzentrale, beherbergt dieses beeindruckende Gebäude heute eine Vielzahl von künstlerischen Darbietungen. Ob Kunstausstellungen, Musikkonzerte oder Tanzperformances – hier erlebst du Kultur in all ihren Facetten. Tipp: Von Mittwoch bis Sonntag findet um 20 Uhr eine kostenlose Führung auf die Dachterrasse des Gebäudes statt. Der Blick ist unvergesslich. Der Haken: Die Kapazitäten sind begrenzt. Früh vor Ort sein, lohnt sich also.
#3 Reserva Ecológica Costanera Sur
Brauchst du eine Pause vom Stadttrubel? Das Reserva Ecológica Costanera Sur ist ein grünes Paradies, das zum Entspannen und Durchatmen einlädt – und das mitten in der Stadt, direkt neben dem belebten und beliebten Puerto Madero. Auf ausgedehnten Spazierwegen kannst du wunderbar abschalten und vom Naturstrand aus den spektakulären Blick auf den Río de la Plata genießen. Danach solltest du dir die Av. Dr. Tristán Achával Rodríguez entlang der Lagune nicht entgehen lassen. Hier wirst du insbesondere am Wochenende zu Musik und vielen Bauchläden und Essensständen wieder in den Großstadttrubel hineingezogen.
#4 Kostenlose Open-Air-Events an der Rechtsfakultät
Buenos Aires lebt seine Kultur nicht nur in Gebäuden – erlebe sie unter freiem Himmel bei den unregelmäßig stattfindenden Open-Air-Events an der Rechtsfakultät, direkt auf dem Platz, auf dem sich das Bistro Ache befindet. Von Raves, über Spontankonzerten bis hin zu Tanzshows, hier bekommst du Einblicke in die lokale Kulturszene, ganz ohne Eintritt zu zahlen.
#5 Kanufahrt im Flussdelta des Rio de la Plata
Für ein einzigartiges Naturerlebnis, schnapp dir ein Kanu und erkunde das Flussdelta des Rio de la Plata. Zwischen den kleinen Inseln und Wasserwegen entdeckst du eine Welt abseits der Großstadt, in der die Zeit stillzustehen scheint. Beobachte Vögel, Wasserpflanzen und das ruhige Leben am Fluss. Am besten nimmst du den Mitre-Zug, der dich, je nachdem, wo du einsteigst, in etwa 40 Minuten nach Tigre bringt. Dort findest du bereits die Angebote zahlreicher Schiffs- und Kanuanbieter.
Wetter aktuell in Buenos Aires
Geld, Preise und Co.
Währung und Zahlungsmethoden: In Buenos Aires wird mit dem argentinischen Peso (ARS) bezahlt. 1 Euro sind etwa 900 Peso (Stand März 2024). Da das Land sich aktuell in einer Wirtschaftskrise befindet, kann sich der Wert des Peso ständig ändern. Daher empfehle ich dir Währungsrechner für den aktuellen Kurs. Kreditkarten sind weit verbreitet und werden in den meisten Geschäften, Restaurants und Hotels akzeptiert. In vielen Supermärkten musst du zusätzlich deinen Ausweis zum Einkaufen bereithalten. Geldautomaten sind ebenfalls leicht zu finden.
Lebenshaltungskosten: Die Lebenshaltungskosten in Buenos Aires sind niedriger als in vielen westlichen Städten, aber sie können je nach Lebensstil variieren. Eine Mahlzeit in einem Restaurant bekommst du schon für umgerechnet 5 Euro, ein Kaffee für einen Euro und ein großes Bier für 2,50 Euro. In Supermärkten, insbesondere bei Carrefour, Dia und Jumbo findest du viele Kaufe-drei-bezahle-zwei-Angebote. Importware ist in Supermärkten allerdings sehr teuer: Ein kleines Stück Parmesan kostet umgerechnet etwa 12 Euro, während eine Flasche Wein eines sehr guten argentinischen Malbec nur 2 bis 3 Euro kostet.
Transportkosten: Der öffentliche Nahverkehr in Buenos Aires ist extrem günstig und effizient. Ein Ticket für Bus oder U-Bahn (Subte) kostet etwa 0,10 Euro – je mehr Fahrten du buchst, umso günstiger. Ansonsten kann ich dir Taxi-Apps wie Uber oder Cabify empfehlen. Hier zahlst du für eine zehnminütige Stadtfahrt derzeit etwa 2-3 Euro.
Anreise und Nahverkehr
Der internationale Flughafen Ministro Pistarini, auch bekannt als Ezeiza (EZE), liegt etwa 35 km südwestlich von Buenos Aires. Direktflüge aus Europa sind verfügbar, wobei Umstiege je nach Fluglinie variieren können – meistens über Madrid. Vom Flughafen in die Stadt zu kommen, ist mit einem Taxi oder einem Shuttle-Service möglich, wobei die Fahrt etwa 45 Minuten bis eine Stunde dauert und mit Uber oder Cabify umgerechnet bis zu 18 Euro kosten kann.
Innerhalb von Buenos Aires ist das U-Bahn-Netz (Subte) eine schnelle Möglichkeit, sich fortzubewegen. Es gibt auch ein umfangreiches Busnetz, das nahezu jeden Teil der Stadt abdeckt. Für längere Distanzen innerhalb Argentiniens sind Inlandsflüge, etwa vom zentralen Stadtflughafen Jorge Newbery in Palermo (AEP) oder Fernbusse eine gute Wahl.
Die beste Reisezeit
Buenos Aires kann das ganze Jahr über besucht werden, wobei das Klima mild ist und vier ausgeprägte Jahreszeiten hat. Die Sommermonate (Dezember bis Februar) sind warm und feucht mit Temperaturen, die oft über 30 °C steigen. Winter (Juni bis August) ist mild mit durchschnittlichen Temperaturen um die 10 °C. Frühling (September bis November) und Herbst (März bis Mai) sind besonders angenehm mit mildem Wetter und weniger Regen, ideal für Stadterkundungen und Besuche in den zahlreichen Parks der Stadt.
Sicherheit & Umwelt
Buenos Aires gilt im Allgemeinen als sicheres Reiseziel, doch wie in jeder Großstadt gibt es Bereiche, die man nachts lieber meiden sollte. Informiere dich vorab über die Gegenden, die du besuchst. In touristischen Vierteln wie Palermo, Recoleta oder dem Zentrum kannst du dich auch als Alleinreisende:r in der Regel sicher fühlen. Vorsicht und gesunder Menschenverstand sind insbesondere nachts angebracht.
Sicherheit für Frauen: Buenos Aires ist eine moderne und progressive Stadt, in der sich alleinreisende Frauen weitestgehend sicher fühlen können, besonders in den belebteren und gut beleuchteten Gegenden. Es empfiehlt sich dennoch, die üblichen Vorsichtsmaßnahmen zu beachten, insbesondere nachts.
LGBTQ+: Buenos Aires ist bekannt für seine offene und LGBTQ+-freundliche Haltung. Die Stadt feiert jährlich den Pride-Monat mit verschiedenen Events und einer großen Parade, die Unterstützung und Sichtbarkeit für die LGBTQ+-Community fördert. Buenos Aires bietet zudem viele Bars, Clubs und Veranstaltungen, die speziell auf die LGBTQ+-Community ausgerichtet sind.
Rassismus: Argentinien präsentiert sich als ein Land mit einer vielfältigen Kultur und heißt Besucher aus aller Welt willkommen. Wie überall können jedoch vereinzelt Vorurteile auftreten. Buenos Aires bemüht sich um Inklusion und Diversität, wobei sich dies in der Praxis unterschiedlich darstellen kann.
Umwelt
Sauberkeit und Luftqualität: Die Luftqualität in Buenos Aires kann in dicht befahrenen Bereichen und während der Rushhour beeinträchtigt sein. Es gibt jedoch zahlreiche Parks und Grünflächen, die zur Verbesserung der Luftqualität und zur Erholung einladen.
Mülltrennung und Recycling: Buenos Aires unternimmt Schritte zur Verbesserung der Mülltrennung und des Recyclings. In einigen Stadtteilen gibt es spezielle Behälter für die Trennung von Abfall – zumindest für Plastik und Restmüll. Doch auch hier zeigt die Realität oftmals ein anderes Verhalten.
Leitungswasser: Das Leitungswasser in Buenos Aires ist im Allgemeinen sicher zu trinken, jedoch ziehen es manche Locals und Besucher:innen vor, aufgrund des Geschmacks oder der Wasserhärte gefiltertes oder abgefülltes Wasser zu verwenden. Für Kaffee oder zum Kochen habe ich etwa das Leitungswasser verwendet, jedoch nicht für den kalten Genuss.
5 Dos and Don'ts in Buenos Aires
Es gibt Dinge, die sollte man in Buenos Aires unbedingt tun – aber auch Dinge, die man besser vermeiden sollte. Hier sind die 5 „Dos and Don'ts“ in Buenos Aires:
Das solltest du in Buenos Aires tun:
2. Probiere lokale Spezialitäten: Lass dir die Chance nicht entgehen, argentinisches Rindfleisch und andere lokale Delikatessen wie Empanadas, Alfajores und Mate-Tee zu probieren. Oft gilt hier: Wenn man glaubt, man kennt es, im Ursprungsland schmeckt es doch noch mal anders und besser.
3. Lerne ein paar Worte Spanisch: Obwohl in touristischen Bereichen oft auch Englisch gesprochen wird, ist es sehr empfehlenswert auf Spanisch zu kommunizieren. Selbst grundlegende Phrasen können buchstäblich Türen öffnen.
4. Lauf nicht blind über Zebrastreifen: Im Gegensatz zu vielen europäischen Städten wird hier nicht an Zebrastreifen gehalten. Grundsätzlich gilt: Autos first, Fußgänger second.
5. Verhalte dich vorsichtig, aber nicht übervorsichtig: Viele, darunter offizielle Webseiten bis hin zu Blogs, haben mich im Vorfeld vor Sicherheitsrisiken gewarnt. Das ist gut, beeinflusst aber auch dein Verhalten. Kleinkriminalität ist ein Problem, doch ein sicheres Verhalten in Kombination mit einem selbstbewussten Auftreten, ist die halbe Miete.
Das solltest du in Buenos Aires vermeiden:
2. Zeige keine Wertsachen öffentlich: Vermeide es, teure Kameras, Schmuck oder Handys offen zu zeigen, um nicht zum Ziel von Diebstählen zu werden. Nutze stattdessen unauffällige Kleidung, Taschen oder Rucksäcke und sei in Menschenmengen, etwa in der U-Bahn, besonders aufmerksam.
3. Unterschätze den Verkehr nicht. Buenos Aires kann sehr verkehrsreich sein. Plane genügend Zeit für deine Wege ein, besonders wenn du Termine oder Touren gebucht hast.
4. Denk an die argentinischen Essenszeiten: Die Essenszeiten hier sind oft später als in vielen anderen Ländern, mit Abendessen, das oft nach 21 Uhr beginnt. Abhängig von deinem Erlebnis solltest du also entweder reservieren oder bereits um 19 Uhr im Restaurant aufschlagen.
5. Trinkgeld gibst du in bar: Trinkgeld, etwa 10 % werden geschätzt, kannst du in den seltensten Fällen durch eine Aufrundung mit Karte zahlen. Stattdessen freut man sich über das gute alte Bargeld.
Buenos Aires in Bildern
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Thorsten Kolsch
