Am 9. Juni sind Europawahlen – und wer wählen kann, sollte von diesem Recht gebraucht machen. Wer nicht wählen kann, etwa weil du ein digitaler Nomade bist, sollte dafür werben. Denn es geht um viel. Immer mehr Kräfte unter EU-Mitgliedern wollen zurück zur Nationalstaatlichkeit und davon betroffen wäre auch der Schengen-Raum – das Synonym für unsere geliebte Reisefreiheit, die für uns alle so selbstverständlich geworden ist.

Der Schengen-Raum ermöglicht es uns seit 1985, ohne Grenzkontrollen von einem Land ins andere zu reisen. Dies hat nicht nur den Tourismus beflügelt, sondern auch die Wirtschaft gestärkt. Geschäftsreisen sind unkomplizierter geworden, und viele Unternehmen profitieren von der freien Bewegung ihrer Mitarbeitenden innerhalb der EU. Die Reisefreiheit erleichtert es uns, neue Kulturen zu entdecken, Freunde und Familie in anderen Ländern zu besuchen und grenzüberschreitend zu arbeiten oder zu studieren.

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Schengen – mehr als nur Bequemlichkeit

Neben der offensichtlichen Bequemlichkeit gibt es auch weniger sichtbare Vorteile der Schengen-Zone. Beispielsweise tragen die offenen Grenzen zu einem stärkeren Zusammengehörigkeitsgefühl in Europa bei. Sie fördern den interkulturellen Austausch und das Verständnis zwischen den Völkern. Auch in Krisen- und Katastrophenzeiten zeigt sich der Wert der Reisefreiheit: Hilfsgüter und Rettungskräfte können schneller und effizienter über die Grenzen hinweg bewegt werden. Die Vorteile des Schengen-Abkommens gehen also weit über den Tourismus hinaus und sind ein integraler Bestandteil des europäischen Zusammenlebens.

Die häufigsten Fragen und Antworten rund um die Reisefreiheit in Europa

Welche EU-Mitglieder ermöglichen mir die Reisefreiheit?

Die Reisefreiheit innerhalb der EU wird durch das Schengen-Abkommen ermöglicht. Schengen-EU-Mitglieder sind Deutschland, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien und Ungarn. Auch die Nicht-EU-Länder Norwegen, Island, die Schweiz und Liechtenstein sind Teil des Schengen-Raums. Irland ist übrigens das einzige EU-Land, das sich nicht im Schengen-Raum befindet. Zypern wendet die Regelungen nur teilweise an.

Welche Dokumente benötige ich für Reisen innerhalb der Schengen-Zone?

Für Reisen innerhalb der Schengen-Zone benötigst du einen gültigen Reisepass oder Personalausweis. Es ist immer ratsam, eine Kopie deines Reisepasses oder Personalausweises dabei zu haben und die Originaldokumente sicher aufzubewahren.

Wie lange kann ich als Deutsche:r in einem Schengen-Land bleiben?

Als deutsche:r Staatsbürger:in kannst du dich dank der Reisefreiheit im Schengen-Raum bis zu 90 Tage innerhalb eines Zeitraums von 180 Tagen ohne besondere Aufenthaltsgenehmigung in einem anderen Schengen-Land aufhalten. Diese Regelung gilt für touristische Zwecke, Geschäftsreisen oder Besuche. Du musst lediglich einen gültigen Reisepass oder Personalausweis mit dir führen. Wenn du dich länger als 90 Tage in einem Zeitraum von 180 Tagen in einem Schengen-Land aufhalten möchtest, musst du eine entsprechende Aufenthaltsgenehmigung oder ein Visum bei den lokalen Behörden beantragen.

Was ist wenn ich länger als die maximale erlaubte Aufenthaltsdauer in einem Schengen-Land bleibe?

Deutsche Staatsbürger:innen als EU-Bürger:innen haben grundsätzlich das Recht der Freizügigkeit im Schengen-Raum.

Die einzige Beschränkung dieser Freizügigkeit ist die 90-Tage-Regel. Auch wenn nur noch selten kontrolliert wird, hätte die Überschreitung der 90-Tage-Regel auch für deutsche Staatsbürger:innen konkrete Konsequenzen:

  • Bußgelder: Die Höhe der Bußgelder variiert je nach Land. In einigen Fällen können sie bis zu mehreren tausend Euro betragen.
  • Einreiseverweigerungen: Bei wiederholten Verstößen kann es zu Einreiseverweigerungen für zukünftige Aufenthalte im Schengen-Raum kommen.

Fakt ist aber auch: Die 90-Tage-Regel wird nicht an allen Grenzen im Schengen-Raum konsequent kontrolliert. Das Risiko, erwischt zu werden, ist jedoch nicht null.

Es ist daher ratsam, die 90-Tage-Regel einzuhalten, um Sanktionen zu vermeiden oder beantrage einen längeren Aufenthaltstitel bei den örtlichen Behörden oder der Botschaft.

Gibt es Ausnahmen oder Beschränkungen für die Reisefreiheit in der EU?

In Ausnahmefällen, wie bei ernsthaften Bedrohungen der öffentlichen Ordnung oder inneren Sicherheit, können temporäre Grenzkontrollen innerhalb des Schengen-Raums wieder eingeführt werden. Solche Maßnahmen sind jedoch zeitlich begrenzt und müssen den Schengen-Regeln entsprechen. Auch bei Gesundheitskrisen, wie der Corona-Pandemie, können temporäre Reisebeschränkungen eingeführt werden.

Welche Sicherheitsmaßnahmen gibt es trotz offener Grenzen im Schengen-Raum?

Trotz der offenen Grenzen gibt es innerhalb des Schengen-Raums strenge Sicherheitsmaßnahmen. Dazu gehören die verstärkte Zusammenarbeit und der Informationsaustausch zwischen den Polizeibehörden und Nachrichtendiensten der Mitgliedsländer, gemeinsame Datenbanken wie das Schengener Informationssystem (SIS) und koordinierte Grenzschutzmaßnahmen an den Außengrenzen des Schengen-Raums.

Wie wirkt sich der Brexit auf die Reisefreiheit für britische Bürger:innen aus?

Nach dem Brexit gelten für britische Bürger:innen nicht mehr die Freizügigkeitsrechte der EU. Reisen in den Schengen-Raum sind für britische Staatsbürger weiterhin bis zu 90 Tage innerhalb eines Zeitraums von 180 Tagen ohne Visum möglich, aber längere Aufenthalte erfordern eine Genehmigung. Umgekehrt benötigen EU-Bürger:innen für Kurzaufenthalte in Großbritannien kein Visum, aber es gelten neue Regeln für längere Aufenthalte.

Wie unterscheiden sich Reisen innerhalb und außerhalb der Schengen-Zone?

Innerhalb der Schengen-Zone gibt es keine Grenzkontrollen, was das Reisen unkompliziert und schnell macht. Außerhalb der Schengen-Zone musst du jedoch Grenzkontrollen passieren und eventuell Visa-Anforderungen erfüllen. Die Reisen dauern länger und erfordern mehr Planung und Vorbereitung.

Welche Auswirkungen hätte die Abschaffung des Schengen-Abkommens auf die Reisefreiheit?

Die Abschaffung des Schengen-Abkommens würde zu der Wiedereinführung von Grenzkontrollen zwischen den Mitgliedstaaten führen. Dies würde das Reisen innerhalb Europas erheblich erschweren, längere Wartezeiten an den Grenzen verursachen und den grenzüberschreitenden Handel und Tourismus beeinträchtigen. Die wirtschaftlichen und sozialen Vorteile des freien Personenverkehrs wären stark eingeschränkt.

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Was rechtspopulistische Parteien wollen

Rechtspopulistische Parteien in Europa streben häufig eine Rückkehr zu strengeren nationalen Grenzen und eine Einschränkung der Reisefreiheit an. Sie argumentieren, dass geschlossene Grenzen die nationale Sicherheit erhöhen und kulturelle Identitäten schützen würden. Doch was sie verschweigen, sind die negativen Folgen einer solchen Politik. Geschlossene Grenzen könnten zu langen Wartezeiten, höheren Reisekosten und einem Rückgang des grenzüberschreitenden Handels führen. Der Wegfall der Reisefreiheit würde auch den interkulturellen Austausch und die Mobilität von Arbeitskräften und Studierenden massiv einschränken. Die Freiheiten und Vorteile, die wir heute genießen, könnten schnell der Vergangenheit angehören, wenn diese Parteien ihre Ziele durchsetzen.

Wie kann ich verhindern, dass die Reisefreiheit abgeschafft wird?

Die Reisefreiheit bietet uns nicht nur Komfort und wirtschaftliche Vorteile, sondern stärkt auch das Gefühl der europäischen Einheit und Zusammenarbeit.

Bei der Europawahl am 9. Juni haben wir die Möglichkeit, unsere Stimme für eine Zukunft abzugeben, in der diese Freiheiten bewahrt bleiben. Wähle eine proeuropäische Partei, um sicherzustellen, dass die Vorzüge des Schengenraums und die damit verbundene Reisefreiheit auch in Zukunft erhalten bleiben. Am besten schaust du dir vorher die Wahlprogramme der Parteien an oder nimmst am Wahl-O-Mat teil.

Kurz: Die Reisefreiheit in Europa ist ein wertvolles, aber fragiles Gut, das wir nicht als selbstverständlich ansehen sollten.

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