Auf den ersten Blick klingt es fantastisch: Unterwegs Geld verdienen, dort leben und arbeiten, wo andere Urlaub machen. Doch ist diese Lebensweise wirklich für jede:n erstrebenswert und bleibt dabei die Work-Life-Balance nicht auf der Strecke? In diesem Beitrag möchte ich etwas tiefer auf die Vor- und Nachteile des digitalen Nomadentums eingehen und gebe einige wertvolle Tipps und Tricks, wie man auch von unterwegs aus produktiv sein und trotzdem das Leben genießen kann.

Wozu reisen wir? Diese fast schon philosophische Frage versuchen wir uns von Beitrag zu Beitrag zu nähern. Erst kürzlich hat Viola dazu einige spannende Gedanken aufgeschrieben und sich gefragt, was Tourismus eigentlich für sie bedeutet.

Definition Tourismus: Was sich (persönlich) verändert
Definition Tourismus: Wie wichtig ist das Reisen wirklich? Hier eine ganz persönliche Antwort auf diese Frage.

Während für die meisten das Reisen mit dem Verbringen von Urlaub gleichgesetzt ist, so gibt es natürlich auch einen großen Anteil an Geschäftsreisenden. Doch wozu zählen dann eigentlich digitale Nomad:innen oder sogenannte Perpetual Traveler, zu Deutsch „ewig Reisende“?

Vor einigen Jahren entstand so eine neue Kategorie von Reisenden, die keine feste Wohnung haben (oder sie nur selten aufsuchen), und ihre Arbeit überallhin mitnehmen können. Genau genommen, müssen.

Unterwegs Geld verdienen – ein wirklich erstrebenswertes Arbeitsmodell?

Seit gut zehn Jahren bin ich selbst digitaler Nomade. Manchmal haben Beziehungen mich zu weniger Ortswechsel überzeugt oder eine Pandemie hat mich in die Schranken gewiesen. Doch grundsätzlich liebe ich es, von überall aus arbeiten zu können, neue Impulse und Kreativität durch neue Städte und Kulturen zu erfahren und Menschen zu treffen, die ähnlich arbeiten.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Ein solches Arbeits- und Reisemodell ist nichts für jede:n. Wer etwa eine pathologische FOMO hat, also ein Fear-of-missing-out-Syndrom, die Angst etwas zu verpassen, für den ist das unterwegs Geld verdienen mit erheblichen Ablenkungen und Einschränkungen verbunden. Tourist:innen und Einheimische springen in den Pool, eine neue Stadt wartet auf dich mit seinen Sehenswürdigkeiten und Reizen oder der Berg ruft für die nächste Wanderung. All diese Ablenkungen hat man nicht an einem Ort, den man schon seit Jahren oder Jahrzehnten kennt. Auf Reisen ist also ein ganz besonders starker Fokus gefragt, um produktiv zu bleiben.

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Foto: Anastasia Nelen / Unsplash

Wie kann man also unterwegs Geld verdienen und trotzdem Spaß am Reiseziel haben?

Langsam nähern wir uns dem Begriff Work-Life-Balance. Wobei ich den Begriff schrecklich finde. Viel lieber spreche ich von einer Work-Life-Integration. Was der Unterschied ist? Ersterer Begriff klingt so, als ob meine Arbeit mit meinem Leben konkurriert.

Aber hey, wenn wir noch kein passives Einkommen generieren, arbeiten wir voraussichtlich mindestens 40 Stunden pro Woche. Das sind 23 Prozent einer ganzen Woche und damit unseres Lebens. Setzen wir voraus, dass wir durchschnittlich 80 Jahre alt werden, verbringen wir also mehr als 18 Jahre mit Arbeit. Fast ein Viertel unseres Lebens einfach so auszuschließen und ausbalancieren zu müssen, klingt für mich nicht logisch.

Wie also die Arbeit in das Leben integrieren oder gar als Teil dessen zu betrachten?

Wenn du tatsächlich ein:e Vielreisende:r bist und dir deinen Aufenthalts- und Arbeitsort aussuchen kannst, ist dir vermutlich das Gefühl von FOMO oder Burn-out recht fremd. Schließlich integrierst du die Arbeit in dein Leben so, dass du dein Leben genießen kannst.

Dazu kommt, dass du dir wahrscheinlich eine Arbeit ausgesucht hast, die dir Spaß macht und nicht Kopfzerbrechen bereitet, sobald du morgens aufwachst. Und höchstwahrscheinlich verreist du nicht zwei Wochen an einen anderen Ort, um dort nur zu arbeiten – außer es ist eine Workation oder ein Workshop.

Und doch gibt es einige Herausforderungen, die Arbeit, so sinnstiftend und lebensnah sie vielleicht auch ist, in das Leben zu integrieren. Manchmal möchten wir fünfe gerade sein lassen, ausschlafen oder einfach einen Spontantrip auf die Nachbarinsel machen oder surfen gehen (nein, nicht im Internet). Doch auch hier gibt es das ein oder andere Mittelchen dagegen.

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Foto: Christin Hume / Unsplash

Hier sind 5 Tipps, wie du unterwegs Geld verdienen kannst und trotzdem dein Leben nicht an dir vorbeizieht:

#1 Pass dein Mindset an

Der erste Tipp ist vielleicht schon der wichtigste, auf jeden Fall die perfekte Grundlage für alle weiteren Punkte. Wenn du wie ich ständig den Ort wechselst, ist es wichtig dem Kopf klarzumachen, dass die Veränderung der Normalzustand ist und nicht die Ausnahme. Denke nicht, dass du etwas verpasst, nur weil dich vielleicht der ein oder andere Tourist bemitleidet, weil du unter Palmen arbeitest. Bemitleide sie oder ihn, dass er oder sie übermorgen wieder nach Hause fliegt.

#2 Strukturiere deinen Tag

Ein strukturierter Tagesablauf, erst recht wenn man ständig den Ort wechselt, kann Wunder für die Produktivität bewirken. Ich nutze seit einiger Zeit Akiflow als Kalender und To-do-Liste in einem – ein echter Produktivitätsbooster.

#3 Unterscheide zwischen produktiv und kreativ sein

Wann bist du am kreativsten und wann möchtest du einfach nur ein paar Punkte abarbeiten und produktiv sein? Stell dir diese Frage und berücksichtige dies für deinen Tagesablauf. Ich bin früh morgens beispielsweise am produktivsten, während ich meine Kreativsessions auf den Nachmittag lege. So kommst du super in einen Rhythmus.

#4 Baue Erholungsphasen ein

Nicht jeder Moment auf Reisen muss produktiv sein; Erholungsphasen sind genauso wertvoll, im Grunde sogar die Basis für eine erfolgreiche Arbeit. So plane ich morgens immer meine Me-Time ein, um mich meiner Morgenroutine zu widmen und am Nachmittag dasselbe Spiel.

#5 Geh in Coworking-Spaces oder Cafés

Coworking-Spaces sind nicht nur Orte zum Arbeiten, sondern auch Gemeinschaften, die sowohl Struktur und, wenn gewünscht, soziale Kontakte bieten. Ich arbeite sehr gerne in Bars und Cafés, da man hier wunderbar produktiv und kreativ sein kann, ohne unterbrochen zu werden. Aber natürlich muss man das Gewusel einer lebhaften Umgebung mögen.

Fazit

Das Konzept der Work-Life-Balance geht oft davon aus, dass Arbeit und Leben zwei separate Bereiche sind, die ständig in einem Gleichgewicht gehalten werden müssen. Für digitale Nomad:innen und Vielreisende geht es jedoch weniger darum, diese beiden Aspekte auszubalancieren, als vielmehr darum, sie zu integrieren. Dieser Ansatz, den ich als Work-Life-Integration bezeichnen würde, beruht auf der Erkenntnis, dass Arbeitszeit gleichzeitig Lebenszeit ist. Arbeit und Leben sind nicht entgegengesetzt, sondern ergänzen und bedingen einander.

Wichtig hierbei ist dein Mindset: Arbeit sollte nicht als notwendiges Übel oder als bloßer Broterwerb betrachtet werden, sondern als integraler Bestandteil des Lebens, der genauso erfüllend und wertvoll sein kann wie andere Aktivitäten. Dies bedeutet nicht, dass es keine Pausen oder Erholungszeiten geben sollte. Im Gegenteil, diese sind essenziell. Aber wir sollten uns von dem Gedanken befreien, ständig etwas zu verpassen, wenn wir arbeiten, anstatt die Umgebung zu erkunden. Denn im Unterschied zu einem typischen Touristen haben digitale Nomad:innen den Luxus, länger an einem Ort zu verweilen. Es gibt keine Eile, alles sofort zu erleben, denn man hat die Freiheit und Zeit, seine Umgebung in einem eigenen Tempo zu entdecken.

Letztlich geht es darum, Arbeit nicht als notwendigen Gegensatz zum Leben zu sehen, sondern als einen Bereich, der das Leben bereichert und erweitert.

Wie hältst du es mit dem unterwegs Geld verdienen? Schreib es in die Kommentare!