Im Urlaub etwas Gutes tun, die Kultur des Reiselandes kennenlernen und sich für die Menschen vor Ort einsetzen: das ist Voluntourismus. Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, sich freiwillig im Ausland zu engagieren und dabei ein neues Land zu bereisen. Klingt ja an sich ganz gut. Aber ist es das wirklich? Wir werfen für dich einen genauen Blick auf den neuen Reisetrend.

Wer Freiwilligenarbeit mit Urlaub verbindet, arbeitet meist ein paar Stunden am Tag in einem sozialen oder Tierprojekt mit und nutzt die Freizeit dafür, die Umgebung kennenzulernen, am Strand zu entspannen, in das Leben vor Ort einzutauchen oder Sightseeing zu machen. Es ist im Prinzip eine Win-win-Situation.

Was ist Voluntourismus?

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Voluntourismus setzt sich aus den Wörtern „Voluntär“ oder „Volunteering“ und „Tourismus“ zusammen. Es ist somit eine Kombination aus beidem. Reisende engagieren sich freiwillig in einem Projekt und haben dennoch Zeit, Urlaub zu machen und genügend Freizeit, um das Land näher kennenzulernen.

Durch die Projektarbeit lernst du das Land noch mal ganz anders kennen: Du kommst schnell ins Gespräch mit den Einheimischen und gibst dem Land etwas zurück. Oft ist es der eigene philanthropische Gedanke, der die Freiwilligenarbeit antreibt: Denjenigen helfen zu wollen, die es selbst nicht so gut haben. Etwas auf der Welt bewegen und mithelfen; den Ort, den man bereist, zu etwas Besserem zu machen oder sogar ein Problem zu lösen.

Voluntourismus – nur ein Geschäftsmodell?

Voluntourismus steht aber auch in der Kritik: Besonders kommerzielle Anbieter bieten Reisen an, die einen faden Beigeschmack hinterlassen. Oftmals sind sie teurer als gewöhnliche Reisen. Ob das zusätzliche Geld den sozialen Projekten zugutekommt, wird nicht transparent vermittelt.

Nicht immer werden helfende Hände gebraucht. Ist der Anbieter aber kommerziell, so werden dennoch freiwillige Helfer:innen vermittelt. Die Arbeit haben dann meist die Einheimischen vor Ort.

Besonders oft wird die Freiwilligenarbeit beispielsweise in einem Kinderheim oder Waisenhaus hinterfragt: Nicht alle haben Zeit, sich über längere Zeit zu engagieren. Darunter leiden dann die Kinder, deren Bezugsperson sich häufig ändert. In Ländern wie Kambodscha gibt es viele privat geführte Waisenhäuser nur deshalb, weil sich mit den Kindern gutes Geld verdienen lässt – und das, obwohl die Eltern noch leben. Einfach nur, weil sie auf Geld und bessere Bildung für ihre Kinder hoffen.

Dazu kommt, dass keine Vorauswahl oder Vorbereitung der Freiwilligen stattfindet. Es gibt keine Standards dafür und so kann es sein, dass Laien für Tätigkeiten eingesetzt werden, für die sie nicht geschult sind.

Gerade aufbauend klingt das irgendwie nicht. Die Kunst besteht primär darin, den richtigen Anbieter für die nächste Voluntourismus-Reise zu finden.

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Checkliste für deine nächste Voluntourismus-Reise

Damit deine Hilfe auch wirklich dort ankommt, wo sie benötigt wird, solltest du vorher den Anbieter, mit dem du die Reise unternehmen möchtest, auf folgende Punkte überprüfen:

#1 Mit wem habe ich es zu tun? 

Informiere dich genau und frage nach, mit wem du einen Vertrag abschließt.

#2 Welche Kosten sind enthalten? 

Sind Übernachtung, Verpflegung, Projektarbeit im Kostenvoranschlag enthalten? Überprüfe, ob das auch für die Anreise gilt und ob noch zusätzliche Kosten auf dich zukommen.

#3 Wie sehen die Leistungen konkret aus?

Fühle dem Anbieter auf den Zahn und hinterfrage, um welche Form der Übernachtung es sich handelt, wie die Verpflegung geregelt ist und wie das Verhältnis von Arbeits- und Freizeit aussieht.

#4 Wie nachhaltig ist das Programm? 

Freiwilligenarbeit zu vermitteln, bedeutet nicht unbedingt, dass kommerzielle Anbieter auf ökologische und soziale Aspekte der Projekte achten. Überprüfe deswegen sorgfältig, ob anerkannte Gütesiegel zeigen, dass hier auch Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird.

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Mit gutem Beispiel vorangehen

Dass es aber auch Alternativen zu dem doch stark kritisierten Voluntourismus gibt, zeigen Initiativen wie Socialbnb: Über ein Buchungsportal kannst du dich dort weltweit bei Unterkünften einbuchen, die ökologische und soziale Projekte unterstützen. Der Übernachtungspreis unterstützt finanziell die Projektarbeit. Wer über Socialbnb bucht, wird nicht zu Freiwilligenarbeit ermutigt oder aufgerufen. Vielmehr geht es darum, dass die Unterkunft eine nachhaltige bzw. authentische Übernachtungsmöglichkeit mit sozialem Mehrwert ist. Das Projekt kann aber auf Anfrage genauer kennengelernt werden.

Foto: Socialbnb

Damit ist der Ansatz zwar nicht mit der klassischen Freiwilligenarbeit gleichzusetzen, aber bietet dennoch eine gute Kombination aus Reisen und sozialem Engagement. Bei Socialbnb wird bei jedem Projekt, das sich auf der Plattform listen lassen möchte, die Kinderschutz-Policy überprüft und durch Qualitätskriterien sichergestellt.

Solltest du dir also unsicher sein, ob Voluntourismus bzw. Freiwilligenarbeit wirklich etwas für dich ist: Halte Ausschau nach solchen Alternativen und gemeinnützigen Organisationen oder überzeuge dich selbst durch intensives Nachfragen, dass das Geld und deine Hilfe in die Taschen des zu fördernden Projektes wandert.