Wenn wir viel reisen, dann gewöhnen wir uns daran, viel Neues und Unbekanntes zu erleben. Fremde Kulturen, Orte und Menschen kennenzulernen. Warum nicht mal diese Gedanken auf die eigene Heimatstadt übertragen. Lerne deine Stadt auf eine neue Art und Weise kennen, sozusagen mit den Augen von Tourist:innen. Ein paar Tipps dafür haben wir für dich in diesem Beitrag.

Lass mich diesen Artikel mit einer kleinen Anekdote beginnen. Vor kurzem hatten wir ein Problem mit dem Vorverstärker unseres Plattenspielers und sind in unseren Hi-Fi-Laden des Vertrauens gegangen. Dort konnte uns geholfen werden. Die Ursache war ein defektes Netzteil. So wurden wir an einen kleinen Elektroladen weiterverwiesen. Das Verrückte ist, dass wir schon seit über zehn Jahren in dieser Stadt wohnen und den Laden noch nie gesehen haben. Da kam uns der Gedanke: Kann man eigentlich die eigene Stadt nach so langer Zeit noch mit anderen Augen, also als Tourist:in, kennenlernen?

Die Stadt mit anderen Augen sehen: Geht das?

Die Antwort lautet: Ja, natürlich! Wenn wir sonst neue Städte und Orte erkunden, dann wissen wir vorher noch nicht alles darüber, sondern tauchen vielmehr in das Lebensgefühl vor Ort ein und lassen uns treiben. Wenn uns etwas interessiert, dann schauen wir es uns an. Mit diesem einfachen Tipp kannst du schon mal deine Stadt mit anderen Augen sehen. Aber es gibt noch weitere interessante Ideen, um deine Heimatstadt aus einer neuen Perspektive zu sehen.

Mit diesem Thema befasst sich auch Dr. Andrew Stevenson, er ist Professor für Psychologie an der Manchester Metropolitan University in Großbritannien. In seinem Buch mit dem Titel „The Psychology of Travel“ spricht er unter anderem darüber, dass wir auch in unserer Heimatstadt bereichernde Erfahrungen machen können, wenn wir uns so verhalten, wie wir das beim Entdecken von fremden Orten tun.

Mit diesen 5 Tipps entdeckst du deine Heimatstadt neu

#1 Versetze dich in die Lage von Reisenden

Sich in der eigenen Stadt wie Reisende zu verhalten, klingt im ersten Moment seltsam. Dahinter steckt aber ein interessanter Gedanke. Wenn wir an einem unbekannten Ort sind, dann nehmen wir bewusst alltägliche Aktivitäten wahr und haben einen Sinn für Entdeckungen. Warum nicht genau diesen Gedanken auf die Heimatstadt übertragen. Um bereichernde Erfahrungen zu machen, müssen wir, laut Dr. Stevenson, nur unseren Geist öffnen und mit derselben Einstellung an einen Besuch der eigenen Stadt, wie an eine Reise, herangehen. Versuch also, etwas Neues oder Anderes zu erleben. Probier mal ein neues Restaurant aus oder mache eine Stadtführung.

#2 Altes wird zu Neuem

Wir können die Freude über einen bestimmten Ort wieder aufleben lassen, wenn wir Altbekanntes erneut aufsuchen. Eine Erfahrung, die man als Kind an einem speziellen Ort hatte, kann eine völlig andere sein, wenn man als erwachsene Person, dorthin zurückkehrt, erklärt Dr. Stephen Pratt, Professor für Tourismus und Vorsitzender der Abteilung für Tourismus, Events, Unterhaltung und Attraktionen an der University of Central Florida. Darunter sind Dinge, wie Museen oder Bildungseinrichtungen, die einem vielleicht als Kind lästig vorkamen. Jetzt aber in einem neuen Licht erscheinen. Ganz im Gegensatz dazu führt er an, dass viele weit entfernte Reiseziele so kommerzialisiert werden, dass sich Reisende fast wie zu Hause fühlen, ohne ihre Komfortzone verlassen zu müssen.

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#3 Verlass deine Komfortzone

Passend dazu schlägt Dr. Pratt vor, die Komfortzone einmal im Monat zu verlassen. Natürlich ist diese individuell verschieden, aber es lohnt sich, aus ihr herauszutreten, um neue Erfahrungen zu machen. Dabei sollte ein gewisses Engagement an den Tag gelegt werden und Zeit dafür eingeplant werden. Wichtig dabei ist laut Pratt eine offene Einstellung zu bewahren. Nicht jede neue Erfahrung muss mit einem Bewertungssystem beurteilt werden. Vielmehr rät er dazu, sich auf eine neue Umgebung einzulassen und nicht sofort abzuwägen, ob die Erfahrung gut oder schlecht ist. So gibt es an jedem Ort auch etwas Interessantes zu entdecken.

Die letzten beiden Tipps stammen von uns, weil wir auch gelernt haben, unsere Heimatstadt mit anderen Augen zu sehen.

#4 Wechsel die Perspektive

Bestimmte Dinge erscheinen auf einmal nicht mehr so gravierend, wenn wir die Perspektive wechseln. Jedes Mal, wenn ich auf Reisen bin, dann fällt mir das erneut auf. Die Lösung liegt manchmal so nah, wenn wir einfach eine andere Perspektive einnehmen. Genau das hilft dir auch dabei, deine Heimatstadt mit neuen Augen zu sehen. Schlendere doch mal durch die Gasse in den frühen Morgenstunden unter der Woche, wenn es für dich möglich ist. Oder suche dir bewusst Aussichtspunkte, um deine Stadt von oben zu sehen. Recherchiere ein paar Geheimtipps und probiere diese in deiner Stadt aus. All diese Punkte helfen dir, deine Heimatstadt in einem neuen Licht zu sehen.

#5 Wandle auf unbekannten Pfaden

In einem Artikel, den ich vor kurzem gelesen habe, stand, dass Reisen auch als Kunst, sich zu verlaufen, verstanden werden kann. Dieser Gedanke ist sehr spannend. Wenn wir nur auf den bekannten Wegen durch unsere Stadt gehen, dann werden wir auch seltener neue Erfahrungen machen. Nimm doch einfach mal eine Abkürzung beim nächsten Besuch in die Stadt oder gehe bewusst einen Umweg. Du wirst sehen, wie du auf einmal neue Seiten kennenlernst, die dir vorher vielleicht gar nicht aufgefallen sind. Lass dich also einfach treiben und schau, wohin dich dein Weg führt. Manchmal ist der Weg das Ziel, das dir dabei hilft, deine Stadt mit anderen Augen zu sehen.

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So haben wir festgestellt, dass es Orte in unserer Stadt gibt, die wir gar nicht kannten oder uns nicht aufgefallen sind, weil wir nicht bewusst darauf geachtet haben.

Diesen und weitere Gedanken findest du in unserer Rubrik Gedanken auf Reisen. Schau doch mal vorbei und lass dich inspirieren.

Hast du noch weitere Tipps, um deine Heimatstadt neu zu entdecken? Dann schreib es in die Kommentare!