Nach Venedig verbietet nun auch Nizza das Anlanden und Einschiffen großer Kreuzfahrtschiffe im Hafen. Hauptgründe dafür sind Overtourism und Umweltschutz. Der Bürgermeister macht klar: Kreuzfahrtschiffe mit einer Kapazität von mehr als 900 Passagieren sind vom Sommer an im Hafen verboten. Doch ist mit dem Verbot nun alles geregelt?

"Übertourismus" ist ein großes Thema, gerade in Städten, die jährlich mit Millionen von Besucher:innen zu kämpfen haben. Mit der Entscheidung, zukünftig keine riesigen Kreuzfahrtschiffe in den Hafen der Stadt hineinzulassen, ergreift Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi eine Maßnahme gegen Massentourismus. Aber auch Umweltschutzgründe spielten eine Rolle dabei, warum er den Erlass unterzeichnet hat.

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Umgang mit Kreuzfahrtschiff: Nizza sieht Venedig als Vorbild

Damit schließt er sich dem Vorbild von Venedig an. Die Stadt bittet Tourist:innen seit letztem Jahr mit einer Eintrittsgebühr von 5 Euro zur Kasse. Wer 2025 in die italienische Stadt reisen möchte, muss sogar 10 Euro bezahlen. Seit August 2024 gilt auch in Venedig ein Einlaufverbot für Schiffe über 25.000 Tonnen. Damit können nur noch kleine Passagier- und Transportschiffe durch die Lagune fahren.

Die Diskussion um große Kreuzfahrtschiffe schwellt schon lange in Venedig. Denn die Stadt und ihre Anwohner:innen leiden stark unter den Schäden, die durch die Riesenschiffe verursacht werden. Gleichzeitig ist Venedig überfordert mit den Touristenmassen, die tagtäglich über die Stadt hereinbrechen. Eine besondere Warnung hat deswegen die UNESCO ausgesprochen, die das Weltkulturerbe in Gefahr sieht.

Aber auch andere Länder wie Island wehren sich gegen den Kreuzfahrttourismus, indem sie die maximale Anzahl von Passagier:innen auf 7.000 pro Tag begrenzen.

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Verbot für Kreuzfahrtschiff: Nizzas Maßnahme gegen Overtourism

Besonders Kreuzfahrtschiffe mit einer Kapazität von mehr als 900 Passagier:innen sind Nizza ein Dorn im Auge. Denn sie "überschwemmen" mit ihrem Müll zur Hauptsaison die Stadt, aber würden den Tourismus nicht vorantreiben, da sie nicht lokal einkaufen. Die Stadt möchte Tourist:innen mit dem neuen Erlass nicht ausschließen, sondern lieber kaufkräftige Reisende bei sich willkommen heißen, die gleichzeitig ein Bewusstsein für die Umwelt mitbringen.

Ob das neue Gesetz dabei hilft, den Overtourism in Nizza einzudämmen, wird sich zeigen. So können weiterhin Yachten im französischen Hafen ankern und das Wasser verschmutzen. Auch Cannes hat bereits strikte Umweltauflagen für Kreuzfahrtschiffe erlassen. Das hält aber die Schiffe nicht davon ab, an einer anderen Stelle entlang der Küste zu halten, um die Passagier:innen mit kleinen Booten an Land zu bringen. Ob sich das in Nizza ebenfalls so abspielen wird, ist bisher offen.

Vor allem die Gewerbetreibenden in der Stadt betrachten die Entwicklung kritisch, da die Angst vor ausbleibenden Kund:innen groß ist. Auch wenn das Verbot für die Umwelt zunächst mal ein gutes Zeichen ist, so wird der Flughafen von Nizza doch weiter ausgebaut.

Ein klares Zeichen für die Umwelt

Die Diskussion um die Meeresverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe schwellt schon lange. Denn trotz neuer Einfuhrverbote und strikten Umweltauflagen in Häfen auf der ganzen Welt setzen die Reedereien zunehmend eins drauf: mehr Luxus, mehr Kabinen und noch mehr Unterhaltung. Die Frage, wie lange unsere Umwelt und beliebte touristische Städte das noch ertragen können, scheint hier kein K.-o.-Kriterium zu sein. Auch wenn die Umsetzung in Nizza noch etwas "hinkt" und viele Fragezeichen offen lässt, so ist es doch ein klares Zeichen für den Umweltschutz, der so dringend benötigt wird.

Wer nicht auf seine Kreuzfahrt verzichten möchte, sollte einen ganz genauen Blick auf die Angebote der Reedereien werfen. Denn mit neuen Gesetzen steigt auch der Druck, emissionsmindernde Maßnahmen umsetzen zu müssen. Allerdings ist hier noch viel Luft nach oben und das Ziel Klimaneutralität in weiter Ferne, wie das jährliche Kreuzfahrt-Ranking vom NABU zeigt.

Infografik: NABU/Magdalena Michalka

Die große Herausforderung besteht nach wie vor in der Abhängigkeit von fossilen Kraftstoffen. Auch wenn hier an Alternativen geforscht und Schiffe mit neuen Technologien ausgerüstet werden sollen, bleibt die starke Belastung für Umwelt und Klima.

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