Malta ist bekannt für seine atemberaubenden Landschaften, faszinierende Geschichte und kristallklares Wasser. Doch nur wenige haben von der kleinen Insel Gozo gehört, die zur Republik Malta gehört und kleiner als Sylt ist. Im Jahr 2022 habe ich mich einen ganzen Monat auf Gozo aufgehalten und kann definitiv sagen: Die Mittelmeerinsel hat mich überrascht.

Die Insel Gozo ist nur eine kurze Fahrt mit der Fähre von Malta entfernt. Übrigens ist die Fahrt nach Gozo kostenlos. Du zahlst erst auf der Rückfahrt. Clever, schließlich kannst du von Gozo aus nirgendwo anders hin als zur Mutterinsel. Von Cirkewwa im Nordwesten Maltas dauert es nur etwa eine halbe Stunde, bis man den Hafen von Mgarr erreicht. Schon während der Fahrt bietet sich die Möglichkeit, die winzige Insel Comino zu besuchen, die ebenfalls zum Archipel Maltas gehört. Sobald das Fährschiff Comino hinter sich gelassen hat, ist man auf Gozo angekommen. Beim Einlaufen in den Hafen von Mgarr fällt sofort die imposante Silhouette der Kirche Our Lady of Lourdes ins Auge, die den kleinen Hafenort überragt. Die bunt bemalten Fischerboote im Hafenbecken verleihen der Szenerie einen charmanten und malerischen Touch. Sobald man Mgarr erreicht hat, lässt man Malta hinter sich und taucht ein in die ruhige und beschauliche Atmosphäre von Gozo.

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Die ungewöhnliche Geschichte von Gozo

Gozo und Malta mögen zwar geografisch nahe beieinander liegen, aber sie unterscheiden sich dennoch in vielerlei Hinsicht. Gozo hat einen eigenen Dialekt, einen eigenen Bischof und eine eigene Geschichte. Die Insel hatte lange Zeit den Namen Rabat, bevor sie im Jahr 1887 zu Ehren der englischen Königin Victoria umbenannt wurde. Victoria, die Hauptstadt von Gozo, ist ein Dorf mit knapp 6.500 Einwohnern und liegt genau in der Mitte der Insel. Im Gegensatz zu Maltas Hauptstadt Valletta ist Victoria ruhig und beschaulich, weit entfernt von einem Party-Hotspot.

In der Altstadt mit ihren vielen Gassen kann man sich leicht verlaufen, nachdem man einige der netten Restaurants und Bars getestet hat, die mit ihrem modernen Ambiente einen schönen Kontrast zur beschaulichen „Hauptstadt“ bieten.

Die Tempelanlagen von Ggantija

Etwas nordöstlich von Victoria liegt Xaghra, und am Rande des Ortes befinden sich die Tempelanlagen von Ggantija. Diese Megalithkultur hat auf Gozo ihre Spuren hinterlassen und ist immer noch ein Rätsel für Archäologen. Die riesigen Steinanlagen, die vermutlich kultischen Zwecken dienten, entstanden ab dem Jahr 3.600 vor Christus und sind damit älter als die ägyptischen Pyramiden.

Die Megalithkultur ist nicht nur auf Gozo, sondern auch auf Rügen, in der Bretagne und in Stonehenge im Süden Englands zu finden. Die Architekt:innen hatten offenbar ähnliche Vorstellungen, obwohl es keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt, die ihre Absichten erklären könnten. Die Megalithkultur auf Malta und Gozo endete um 2.500 vor Christus, und die Gründe dafür sind bis heute unbekannt. Dennoch sind die Tempelanlagen von Ggantija ein faszinierendes Weltkulturerbe. Ein modernes Besucherzentrum informiert die Besucher über die Geschichte dieser Steinzeitkultur. Die Tempelanlage enthält einen möglichen Altar und andere Rätsel, die die Fantasie der Besucher:innen anregen. Einige kommen sogar, um nach mystischen Kraftpunkten zu suchen, während andere sich in die Zeit der jungsteinzeitlichen Priesterinnen hineinversetzen und sich schaurige Kulthandlungen vorstellen.

Idyllische Strände und beeindruckende Felsentore

Gozo ist nicht nur für seine Geschichte und seine Tempelanlagen bekannt, sondern auch für seine idyllischen Strände und beeindruckenden Felsentore. Die Bucht Ħondoq Ir-Rummien im Süden der Insel ist bei Sonnenanbetenden und Taucher:innen gleichermaßen beliebt. Der Strand von San Blas liegt versteckt und wird nur von wenigen Touristen besucht, die einen einsamen und idyllischen Ort suchen. Nur einen Kilometer entfernt befindet sich der bekannte Ramla-Strand (siehe Bild ganz oben), die besonders von der einen Spaziergang entfernten Höhle Tal-Mixta Cave aus sehenswert ist.

Früher war Gozo auch für sein berühmtes Felsentor „Azure Window“ bekannt, das durch die Fantasy-Serie „Game of Thrones“ weltweit bekannt wurde. Obwohl dieses Felsentor im Jahr 2017 eingestürzt ist, gibt es eine Alternative – das „Wied il-Mielah Window“ in der Nähe von Għarb. Diese von der Natur geschaffene Felsformation ist genauso beeindruckend und bietet eine atemberaubende Kulisse für Besucher.

brown rock formation
Foto: MARCIN CZERNIAWSKI / Unsplash

Kultur, Geschichte, Strände – ein echter Geheimtipp im Mittelmeer

Während viele Ecken im Mittelmeer sehr überlaufen sind, ist es hier noch möglich, seine Ruhe zu finden. Dabei ist Gozo eine sehr attraktive Tourismusalternative: angenehme Temperaturen das ganze Jahr über, goldgelbe Strände, lange Küstenwanderwege, die reiche Kultur und eine großartige Infrastruktur mit Bussen, Straßen, Bolt und Supermärkten sowie tollen Cafés und Restaurants, haben meinen Monat auf dieser Insel wie im Flug vergehen lassen. Ich selbst habe übrigens in einem Airbnb mit Dachterrasse in Nadur, zwischen Victoria und Mgarr gelebt. Es war umwerfend und der Ort hat seinen eigenen Charme, mit einer Handvoll ausgezeichneter Restaurants, darunter die Osteria Scottadito und The Fat Rabbit.

Mein Airbnb in Nadur.

Fazit

Die Insel Gozo, eine sonst eher vernachlässigte Insel, ist eine absolute Empfehlung. Mit ihrer faszinierenden Geschichte (und Sprache), beeindruckenden Tempelanlagen, idyllischen Stränden und spannenden Tauchspots bietet sie für jeden Besucher etwas Besonderes. Ob man die Ruhe und Beschaulichkeit von Nadur oder Victoria genießt, die Megalithkultur erforscht oder in den türkisblauen Wasser von Ramla Bay schwimmt – Gozo ist ein noch weitgehend unbekanntes Paradies, das nur darauf wartet, von dir erkundet zu werden.