Wer im Winter verreist, möchte entweder Vitamin D in einem Land mit viel Sonne tanken oder knietief durch den Schnee pflügen. Bei Letzterem ist von Kunstschnee und präparierten Pisten definitiv nicht die Rede. Sondern von knirschenden Pulverschnee, eisigem Atem, heißem Germknödel und einem Panorama-Blick auf die weißen Berge. Aber ist es überhaupt noch möglich, mit einem guten Gewissen seine Winterreisen 2024 zu planen? Wir haben ein Tipps für dich, wie du nachhaltigen Winterurlaub machen kannst.

Der Klimawandel macht vor den beliebtesten Regionen für einen Winterurlaub nicht Halt. Nicht nur die Wintersportbetriebe, sondern auch wir als Reisende müssen uns auf die neuen Bedingungen einstellen. Was wir auch wissen: Schneekanonen sind eine absolute ökologische Katastrophe. Sie benötigen viel Energie und Wasser. Der Kunstschnee erhöht zudem die Menge des Schmelzwassers, wodurch Speicherseen wiederum mit Keimen belastet werden. Der Bau von neuen großen Hotels, Wintersportanlagen und Skipisten greift massiv die sensiblen Naturhaushalte an, die Belastungsgrenzen sind vielerorts überschritten. Zudem bleibt häufig der Schnee aus, sodass es heißt: ohne Kunstschnee geht gar nichts. 

Naturschnee, wie wir ihn lieben. Foto: Benjamin Bernotat

Nachhaltige Winterreisen 2024

Was ist also besser? Gar nicht erst in den Winterurlaub zu fahren? Die Regionen sind schließlich auf den Tourismus angewiesen. Es komplett zu boykottieren, wäre vermutlich für viele Existenzen ein absolutes K.-o.-Kriterium. Modellregionen im Alpenraum zeigen aber auch, dass es anders geht: Sie setzen sich für nachhaltigen Winter-Tourismus vor Ort ein und zeigen, wie vielfältig und umweltverträglich eine Winterreise fernab der Massen aussehen kann.

#1: Schweiz

Ganz auf Kunstschnee verzichtet etwa das Skigebiet SlowMountain im schweizerischen Davos. Der Name ist hier Programm: Es geht um Entschleunigung und Ruhe. Die Pisten werden nachts nur bearbeitet, wenn genügend Naturschnee vorhanden ist und die Natur es erlaubt. 

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#2: Österreich

Das österreichische Kaiser-Brixental zeigt, dass Beschneiung auch umweltfreundlich sein kann: Sie setzen effiziente und ressourcensparende Maschinen ein, die zu 100 Prozent mit Ökostrom aus Tiroler Wasserkraft betrieben werden. Der Schnee stammt aus insgesamt 16 Beschneiungsseen in Trinkwasserqualität, die sich im Frühjahr durch Schneeschmelzen wieder aufs Neue befüllen. Zudem gibt es in Brixen seit 2008 den weltweit ersten solarbetriebenen Skilift.

#3: Alpenregion

Für eine autofreie Anfahrt zu Wintersportgebieten steht auch der Zusammenschluss Alpine Pearls, bestehend aus 19 Urlaubsorten in den Alpen, die sich für sanften Tourismus und umweltfreundliche Mobilität eingesetzt haben. Mit dabei sind auch kleinere Skigebiete, die fernab vom Massentourismus ein unvergessliches Erlebnis im Schnee bieten. Die beteiligten Regionen setzen kostenlose E-Shuttles ein, verfügen über ein gutes Nahverkehrsnetz aus Bus und Bahn und stellen die nötige Infrastruktur für Leihausrüstung und Ladestationen zur Verfügung. Wer hätte nicht Lust auf einen autofreien Winterurlaub in Slowenien, Italien oder Österreich?

Foto: Alpine Pearls

Tipps für deine nachhaltige Winterreise

Die Anreise zum Reiseziel macht übrigens den größten CO2-Anteil aus. Wenn du öffentliche Verkehrsmittel nutzt, schonst du die Umwelt. Viele Skigebiete sind super mit dem Zug zu erreichen wie Garmisch-Partenkirchen, das Zillertal, St. Anton, Schladming, Mallnitz, Davos und das ohnehin komplett autofreie Zermatt. 

#1 Wähle umweltfreundliche Reiseziele

Riesige Skigebiete mit 200 Pistenkilometern und mehr greifen stark in die Natur und Landschaft ein, anders als bei kleinen Wintersportorten. Wie bei Alpine Pearls sichtbar, achten gerade diese auf sanften Tourismus und bieten viele Aktivitäten abseits der Skipiste an.

#2 Erkunde die Natur auf nachhaltige Weise

Denn sie ist ein sensibles Ökosystem. Achte darauf, dich an markierte Pisten und Wege zu halten. Nicht nur zur eigenen Sicherheit, sondern auch für die Flora und Fauna. Viele Wildtiere in den Bergen haben im Winter ihre ausgiebigen Ruhephasen. Sie sollten dabei nicht gestört werden. Und noch ein kleiner Tipp fürs Gepäck: Ein Müllbeutel in der Tasche hat bisher nie geschadet. 

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#3: Probiere verschiedene Winteraktivitäten aus

Klingt eine entschleunigende Winterwanderung, eine malerische Tour auf Schneeschuhen oder eine lustige Rodelabfahrt gut für dich? Dann probier sie aus. So erlebst du die Natur nochmal ganz anders und verbrauchst weniger Ressourcen.

#4: Leih dir Wintersport-Ausrüstung aus

Du musst nicht alles dabei haben. Dein Koffer ist wahrscheinlich mit festem Schuhwerk und wetterfester Kleidung nach dem Zwiebelprinzip schon voll genug. Wie wäre es, wenn du dir die entsprechende Ski- und Snowboardausrüstung leihst? Sogar Rucksäcke und Schneeschuhe kannst du mieten, übrigens sogar auch Skianzüge.

#5: Kaufe deine Outdoorsachen Secondhand 

Es muss nicht immer etwas Neues sein: Auch mit gebrauchter Wintersportausrüstung wird deine Winterreise zu einem entspannenden Erlebnis. Online bei Kleinanzeigen oder auf Facebook tummeln sich viele Gruppen von Privatpersonen, die Secondhand verkaufen. Auch Online-Shops für Outdoormarken bieten zweite Wahl oder Outlets an. Es lohnt sich gleich doppelt: für die Umwelt und für deinen Geldbeutel. Sollte es doch ein neues Produkt werden: Die Lebensdauer bestimmt die Nachhaltigkeit am meisten – also am besten nicht jede Saison etwas Neues kaufen, sondern lieber reparieren und so lange wie möglich verwenden.

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Entspannung für deine Winterreisen 2024

Es gibt sie: die Modellregionen, die zeigen, dass es auch anders geht. Und auch wir als Reisende können ein Zeichen mit unserem Verhalten setzen. Schließlich muss es ja nicht immer die perfekt präparierte Skipiste sein. Ein Winterspaziergang an der frischen Luft, Spaß mit dem Schlitten und ein gutes Buch in der warmen Hütte: auch das kann entspannend sein und entschleunigen.